Broschüre: AfD und Weiterdenken bei der Marburger Kommunalwahl 2021

Menschenfeinde treten zur Kommunalwahl an

Am 14. März 2021 finden in Hessen Kommunalwahlen statt. Die folgenden Beiträge sollen einen Einblick in die menschenverachtenden Weltbilder von AfD und Corona-Leugner_innen geben, welche im Landkreis Marburg Biedenkopf mit eigenen Listen zur Wahl antreten werden. Um ausführlichere Informationen über diese Kreise zu erhalten, empfehlen wir die Recherche-Ergebnisse auf dem Blog Stadt, Land, Volk und weitere antifaschistische Publikationen aus Marburg, wie den Blog Kein Frieden mit Antisemiten.

Die AfD (Marburg Biedenkopf) als Teil der extremen Rechten

Was bundesweit für die AfD im Hinblick auf das Verhältnis zu extrem rechten Postionen und Personenkreisen gilt, trifft auch auf die AfD Marburg Biedenkopf zu. Neben Sympathien für die Identitäre Bewegung1, die Michael Franke und Werner Gosewinkel auf Social Media-Plattformen zur Schau stellen, besuchen auch offen erkennbare Neonazis ihre Veranstaltungen, wie beispielsweise im August 2018 in Niedereisenhausen, bei der eine Person mit Thor Steinar-Pullover geduldet wurde.

Neonazi (rechts) im Legion Nord Pulli von Thor Steinar

Aus dem Marburger StudentInnenverbindungs-Milieu rekrutiert die AfD bundesweit Kader, speziell aus den Reihen der Marburger Naziburschenschaften Germania, Rheinfranken und Normannia Leipzig, die alle in der Deutschen Burschenschaft organisiert sind. So war beispielsweise Johannes Hühn, der bis 2020 Vorsitzender des Marburger AfD-Stadtverbandes war, während seines Studiums bei der Naziburschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg aktiv. Des Weiteren wurde Anfang 2017, unter Mitwirkung der AfD Marburg Biedenkopf, der Kreisverband der Jungen Alternativen (JA) gegründet.

Daran beteiligt war Julian Schmidt, der sich auch dieses Mal für den Kreistag aufstellt, 2017 einen revisionistischen Offenen Brief schrieb und seitdem für MdB Uwe Schuld aus Gießen Bundestagsmitarbeiter ist. Außerdem unterstützt wurden sie dabei von zwei Marburger Burschenschaftlern: Simon Büssing, der bereits Sprecher der Marburger Burschenschaft Arminia war, und Nils Grunemann, Mitglied der Marburger Naziburschenschaft Germania und 2013 als Bundessprecher der Identitären aktiv. Inzwischen hat Letzterer Marburg verlassen und lässt sich bei den extrem rechten Piusbrüdern zum Priester ausbilden.

Das Projekt der JA Marburg Biedenkopf ist an der antifaschistischen Aufdeckung der Verwicklungen der Identitären mit der Partei-Jugendorganisation, trotz Unvereinbarkeitsbeschluss, gescheitert. Seither hat die Marburger AfD offensichtlich ein Nachwuchsproblem, denn es lassen sich kaum Personen für den Landkreis und die Stadtverordnetenversammlung aufstellen, die jünger als 60 Jahre alt sind. Einer von ihnen ist Karl Bingel, Listenplatz 10 der Stadtverordnetenversammlung, der viele Jahre lang Vorsitzender und Sprecher der revisionistischen Marburger Jäger war, aktuell ist er 2. Vorsitzender. Die Marburger Jäger sind ein Sammelbecken von Rechtskonservativen bis hin zu Vertretern der extremen Rechten.

Für die AfD treten also auch hier in Hessen fast nur alte weiße Männer an. Ausnahmen bilden Heike Balzer, langjährige Kassenwärtin der Partei und am Fachbereich 19 Geografie der Uni Marburg angestellt, sowie Ellen Prussak, die großer Fan des Reichsbürger-Stars Xavier Naidoo ist.

Auch zu weiteren Marburger Naziburschenschaften pflegt sie gute Kontakte, allen voran zu den Rheinfranken. Als Björn Höcke auf dem Verbindungshaus der Rheinfranken 2015 sprechen sollte, kündigte Werner Gosewinkel seine Teilnahme an. Allerdings blieb es offensichtlich nicht dabei, denn 2017 sprach auch der Marburger AfDler Matthias Pozzi auf Einladung als Vertreter der Marburger Jäger auf dem Stiftungsfest dieser Verbindung. Bei der Einweihung der Gedenktafel für die Morde von Mechterstädt provozierte Pozzi durch einen gemeinsamen Besuch mit den Nazi-Burschen. Bei den Rheinfranken sammeln sich außerdem Kader der JA Niedersachsen, welche 2018 wegen extrem rechten Umtrieben aufgelöst wurde. Grund hierfür war unter anderem, dass aus den Reihen der JA Niedersachsen der Hitler-Attentäter Stauffenberg als „Verräter“ bezeichnet wurde.

Auch im aktuellen Wahlprogramm finden sich einschneidende Forderungen, die das Weltbild der AfD offenlegen. In diesem fühlt sie sich von geschlechtergerechter Sprache bedroht, fordert die Einstellung der finanziellen Unterstützung weltoffener und vielfältiger Kulturangebote und schreibt in rassistischer und antisemitischer Manier von negativen Auswüchsen des „Multikulturalismus“ und einer „globalistischen Nicht-Kultur“. Zudem fordert sie die Abschaffung des Labels „Schule mit Courage- Schule ohne Rassismus“ mit der Begründung, die Schüler_innen würden dadurch politisch beeinflusst – als sei antirassistische Erziehung eine bloße Meinung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die AfD Marburg Biedenkopf eine Anlaufstelle für verschiedene extrem rechte Akteur_innen im Landkreis ist und somit diesen als Karrieresprungbrett und politisches Zuhause dient. Egal ob Dorf-Nazis, Studentenverbinder oder „Traditionsverband“ wie die Marburger Jäger: In der AfD sind Faschist_innen verschiedenster Strömungen willkommen.

Die AfD und ihr Verhältnis zu (Querdenken und) Corona-Leugner_innen

Anfang des Jahres bemängelte die AfD noch das Vorgehen der Regierung in Sachen Corona als nicht weitgreifend genug, im Laufe des Jahres schlossen sie sich dann der Sammlungsbewegung der Corona-Leugner_innen (um Querdenken) an. Querdenken bietet Dorf-Nazis, Identitären, Verschwörungsideolog_innen, „besorgten Bürger_innen“ und ReichsbürgerInnen die Möglichkeit, zusammenzukommen. Für die extreme Rechte, also auch für die AfD, ist das äußerst praktisch, da sie geduldet werden, mitmachen dürfen und ihre Ansichten nicht als menschenverachtend entlarvt, sondern als eine Meinung unter vielen akzeptiert werden.

Auch Akteure der AfD Marburg fallen auf Social Media-Plattformen immer wieder durch Beiträge auf, in welchen Verschwörungsmythen über Corona verbreitet werden. So beispielsweise Sebastian Ehricke, der immer wieder Videos des Verschwörungsideologen Ken Jebsen teilt, welcher für seine antisemitischen Äußerungen bekannt ist. Aber auch Werner Gosewinkel fällt dadurch auf, dass er Beiträge von Klagemauer-TV postet, in denen Verschwörungsmythen über die Corona-Impfstoffe herbei fantasiert werden. Klagemauer-TV ist grundsätzlich ein Portal für Verschwörungsmythen, das esoterische, antisemitische und rassistische Weltbilder verbreitet. Betrieben wird es von Ivo Sasek, einem esoterischen Sekten-Führer aus der Schweiz.

Die AfD Marburg

Michael Franke

Michael Franke

Adresse: Stresemannstraße 2, 35037 Marburg

Michael Franke ist Sprecher der AfD Marburg und tritt auf Listenplatz 2 zur Stadtverordnetenversammlung an. In sozialen Medien fällt er immer wieder durch sein Kommentar-Verhalten auf. Oft verpackt er dabei seine menschenverachtenden Postionen als Witz und versucht so, diese in den Diskurs einfließen zu lassen. Er wirft z.B. die Frage auf, ob „Nazi“ nicht für „Nationaler Zionist“ stehe, wodurch er versucht Juden und Jüdinnen mit Nazis gleichzusetzen. Immer wieder bekundet er außerdem seine Sympathien für die extrem rechten Identitären. So gefällt ihm beispielsweise deren Kampagne 120 Dezibel. Auch gefallen ihm Solidaritätsbekundungen mit Xavier Naidoo, der den ReichsbürgerInnen nahe steht. Was für ihn eine ganz normale demokratische Opposition ist, verdeutlicht auch folgende Aussage: „In anderen Ländern nach mehr Rechten für die Opposition schreien und im eigenen Land missliebige Künstler verbieten lassen.“ Hier solidarisiert er sich mit dem extrem rechten Rapper Chris Ares, der immer wieder bei den Identitären auftrat und auch ein Album mit Patrick Bass (alias Komplott) von der Naziburschenschaft Germania Marburg herausbrachte. Großer Fan von Patrick Bass ist auch Stephan Ernst, der verurteilte Mörder von Walter Lübcke und mutmaßliche Attentäter auf Ahmed I., der seine Autogrammkarte mit persönlicher Widmung besaß.

Sebastian Ehricke

Sebastian Ehricke

Adresse: Am Richtsberg 64, 35039 Marburg

Sebastian Ehricke ist Student der Politikwissenschaften und im Marburger AfD Stadtverband aktiv. Laut Eigenaussage kam er zur AfD, nachdem die Piraten-Partei, in der er sich wohl engagierte, von „Antideutschen“ unterwandert worden sei. Politisch ist er in einem verschwörungstheoretischen Milieu zu verorten. Ehricke ist Unterstützer der Corona-Leugner_innen und teilt in sozialen Medien immer wieder Inhalte von Ken Jebsen. Nach dem sogenannten Sturm auf den Reichstag durch Corona-Leugner_innen, versuchte er die schwarz-weiß-rote Reichsfahne zu einem demokratischen Symbol umzudeuten: „Die Reichsflagge ist aber Symbol einer konstituierenden (sic!) Monarchie und damit der Anfang der Demokratisierung unseres schönen Landes.“ Er versucht stetig die extreme Rechte zu verharmlosen und fantasiert stattdessen eine Bedrohung durch Linke herbei, unter anderem verunglimpft er Proteste gegen die AfD als Terrorismus. Anlässlich des rassistischen Terroranschlags in Hanau zu Beginn des letzten Jahres veröffentlichte er einen Post, in welchem er dem Attentäter unterstellt, dass „ein Mörder so einen Akt des Terrors besser plant“. Er konzipiert in seinem Text selbst ein „effizienteres“ Vorgehen, wofür er verschiedene Orte in Hanau heraussuchte, an denen sich viele Migrant_innen bewegen. Er bemängelt, dass der Attentäter keine Rohr-Bomben oder Brandsätze gebaut habe, weil die seiner Meinung nach „immer gehen“. Zum Brand des Flüchtlingslagers auf Moria und der Behauptung, dass Geflüchtete dieses Feuer gelegt haben sollen, meint er: „Wenn dann mal ein paar von den Anzündern angezündet werden ist das Geschrei groß.“

Matthias Pozzi

Matthias Pozzi

Adresse: Wilhelm-Busch-Straße 21, 35037 Marburg

Matthias Pozzi ist schon seit etlichen Jahren für die Kameradschaft Marburger Jäger in verschiedenen Vorstandsposten aktiv, welche seit ihrer Gründung an quasi allen deutschen Kriegsverbrechen beteiligt war und kandidierte bei der Kommunalwahl 2001 für die CDU. Seit der Konstitution der AfD hat er dort seine parteipolitische Heimat gefunden, in der er seine reaktionären Positionen verbreiten kann. Im AfD-Stadtverband ist er Gründungsmitglied und lässt sich nun auf Listenplatz 1 aufstellen. Mit Matthias Pozzi hat die Marburger AfD eine gute Verbindung zu den hier ansässigen Naziburschenschaften. 2017 war er auf Einladung Gast beim Sommerfest der Rheinfranken, im April 2019 nahm er zusammen mit Neonazis der Rheinfranken an der Eröffnung einer Gedenktafel zu den Morden von Mechterstädt teil. Die Arbeiter von Mechterstädt wurden im Nachgang des Kapp-Putsches von Marburger Verbindungsstudenten ermordet. Und nicht nur Matthias, sondern auch seine Kinder pflegen einen guten Kontakt zu den Nazi-Burschen der Rheinfranken.

Johannes Hühn

Johannes Hühn

Adresse: Steinrücken 9, 35039 Bauerbach

Johannes Hühn war bis Ende 2020 Sprecher des AfD Stadtverbands Marburg. Während seiner Studienzeit in Marburg war er Mitglied bei der Naziburschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg und wurde in diesem Kontext bereits 1994 in einem Flugblatt in der Marburger Mensa als „Fascho-Bursche“ und „Nationalist im zivilgesellschaftlichen Schafspelz“ bezeichnet; zivilgesellschaftlich deshalb, weil er damals ab 1991 drei Jahre lang Vorsitzender des RCDS, der Studierendenorganisation der CDU, war. Parteimitglied war er ab 1987 und saß Ende der 1990er Jahre bereits für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung. Damit trat Hühn als Student in die Fußstapfen des heutigen AfD-Ehrenvorsitzen Alexander Gauland, der in den 1960er Jahren ebenfalls in Marburg studierte und auch für den RCDS aktiv war. Dass ausgerechnet Johannes Hühn 2019 eine Veranstaltung mit Alexander Gauland in Bauerbach organisierte, scheint vor diesem Hintergrund kein Zufall zu sein. In sozialen Medien lässt Hühn auch noch 2020 verlauten: „Normannia tritt niemand wegen eines preiswerten Zimmers bei …. sondern aus Überzeugung!!!“ Welche Überzeugungen Mitglieder der Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg teilen, ist ausführlich auf dem Blog Stadt, Land, Volk nachzulesen. So posiert das Normannia-Mitglied Benjamin Haasis vor einer Hakenkreuzfahne, Adrien Volkmann, ebenfalls Normanne, fuhr jahrelang mit einem Aufkleber der Germanischen Artgemeinschaft auf seinem Auto herum. Die Burschenschaft Normannia Leipzig ist Mitglied im Dachverband der Deutschen Burschenschaft, welche Deutschland in seinen jetzigen Grenzen nicht anerkennt, Frauen ausschließt und rassistische Überzeugungen vertritt. Bereits in den 1990er Jahren, zur Studienzeit Hühns, verteilten Mitglieder der Normannia Flyer der extrem rechten Republikaner-Partei und fielen immer wieder durch Gewalttaten auf. Die Gewaltbereitschaft zeigte sich auch noch in jüngeren Jahren, als am 29.04.2017 Normannen an Angriffen auf Journalist_innen in der Marburger Lutherstraße beteiligt waren.

Werner Gosewinkel

Werner Gosewinkel

Adresse: Weißdornweg 6, 35041 Marburg Elnhausen

Werner Gosewinkel ist dem extrem rechten Parteiflügel zuzuordnen und erklärter Gegner von AfD-Chef Jörg Meuthen. Mit anderen AkteurInnen der extremen Rechten hat er wenig Berührungsängste. So ist er auf Facebook mit dem langjährigen NPD-Mitglied Karl Richter aus München befreundet und teilt dessen Posts, bezeichnete eine Aktion der Identitären in Marburg als „toll“, besuchte PEGIDA-Demonstrationen und wollte an der Veranstaltung von Björn Höcke auf dem Haus der Rheinfranken 2015 teilnehmen. Auf Facebook bezeichnet er zudem Homosexualität als „abnormal“ und feiert die tödliche Grenzpolitik Viktor Orbans. Im Zuge der Corona-Pandemie offenbarte er sich als Fan der sogenannten „Corona-Rebellen“ und teile einen Beitrag der antisemitischen Seite Klagemauer TV. Gosewinkel ist offensichtlich extrem rechts und sympathisiert mit diversen rechten und rassistischen Aktionen und AkteurInnen, über Parteigrenzen und formelle Unvereinbarkeitsbeschlüsse hinweg.

Weiterdenken Marburg“ und ihr Verhältnis zur extremen Rechten

Disclaimer: Wir halten Weiterdenken Marburg und ähnliche Verschwörungsideolog_innen für sehr gefährlich und erklären ihnen unsere Gegnerschaft. Jedoch halten wir es für verkürzt und gefährlich für die aktuelle desolate Situation und die hohe Anzahl an Todesfällen, alleine die sogenannten Coronaleugner_innen bzw. -skeptiker_innen verantwortlich zu machen. Dass die Zahlen der an Corona Erkrankten seit Wochen auf hohem Niveau sind und so viele Menschen an dem Virus sterben, ist unserer Auffassung nach die direkte Folge der Corona-Politik der Bundesregierung und zudem Kapitalinteressen geschuldet. Lange Zeit wurde vermieden, den scheinbar heiligen Bereich der Arbeit und Produktion einzuschränken. Stattdessen wurden quasi alle Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in der privaten, sozialen und kulturellen Sphäre vorgenommen. Zusätzlich wurde der Pflegesektor auch in Deutschland in den letzten Jahren neoliberal kaputt gespart, Krankenhäuser privatisiert und das Gesundheitssystem weitgehend ökonomisch verwertet. Die Querfront von Esoteriker_innen, extrem Rechten und anderen Verschwörungsideolog_innen ist dennoch in ihrer Gefährlichkeit und ihrem Gewaltpotential nicht zu unterschätzen.

Weiterdenken Marburg ist die lokale Organisation derer, die das Coronavirus mit einer Grippe gleichsetzen und damit die Gefährlichkeit der Pandemie leugnen. Zur Kommunalwahl treten sie als Bürgerliste Weiterdenken an. Immer wieder wurden auf Veranstaltungen von Weiterdenken Marburg Gegendemonstrant_innen bedroht und Versuche unternommen, diese physisch anzugreifen. Bei Aktionen der Gruppierung wurden Schilder mit antisemitischen Slogans wie „Impfzwang macht frei“ oder „Buchenwald statt Querdenken“ gezeigt. Kontinuierlich wird versucht, die historisch unvergleichlichen Verbrechen im Dritten Reich zu relativieren. Zudem besuchten auch bekannte Neonazis die Kundgebungen, die vom Personenkreis um Weiterdenken Marburg organisiert wurden:

Tim Schmerer aus Neukirch ist Mitglied der Partei Die Rechte, wobei er 2020 auch deren Beisitzer im Landesvorstand Hessen war. Er beteiligte sich unter anderem an einer Demonstration am 31.10.2019 zur Unterstützung der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck in Bielefeld. Immer wieder ist er auch mit rassistischen Gewalttaten aufgefallen. Zuletzt stand er Ende 2020 vor Gericht, weil er mit anderen Neonazis ein Bistro in Kirchhain angegriffen hat.

Auch der Neonazi Andreas Haldorn aus Schwalmstadt nahm an einer Corona-Leugner_innen- Kundgebung in Marburg teil. Er beteiligte sich an einer Demonstration der Partei „III. Weg“ in Fulda am 16. Februar 2019 und an diversen Rechtsrockkonzerten in Themar. Begleitet wurden die Beiden von Ulrich Meissner, der von verschiedenen Rechtsrockkonzerten und als Kunde von Nazi-Versandhandel wie Opos Records bekannt ist.

Am 05.09.2020 besuchte auch Manuel Mann eine Kundgebung von Weiterdenken Marburg. Nach der Kundgebung versuchte er einen Gegendemonstranten anzugreifen. Manuel Mann ist seit über 20 Jahren als Neonazi bekannt, bereits 1999 war er Teil des Volkstreuen Komitees für gute Ratschläge auf und meldete Nazidemonstrationen an. 2009 trat er für die NPD zur Bundestagswahl in Marburg an. Mann besuchte über die Jahre diverse Naziaufmärsche, z.B. 2011 in Stollberg, bevor er 2014 behauptete, kein Nazi mehr zu sein. 2020 tauchte Mann dann wieder am Rande von Black Lives Matter-Protesten in Marburg auf, die an diesem Tag auch durch Frank Michler, dem Oberbürgermeisterkandidaten der Bürgerliste Weiterdenken Marburg, gestört wurden.

Weiterdenken Marburg hat kein Problem damit mit Neonazis auf die Straße zu gehen, was sich auch an ihrer Beteiligung an Corona-Leugner_innen-Demonstrationen in Berlin und Leipzig zeigt. Sie lassen in ihrer Agitationsstrategie bewusst die rechte Flanke offen.

Akteure von „Weiterdenken Marburg“

Hermann Ploppa

Hermann Ploppa

Adresse: Friedensplatz 4, 35037 Marburg

Mit Hermann Ploppa stellt sich ein bundesweit aktiver Agitator der Coronaleugner_innen- Szene für Marburg auf. Ursprünglich mal als Linker angefangen, vertritt er inzwischen eine menschenverachtende und antisemitische Weltanschauung. In Marburg hat er Nicht-ohne-uns mitgegründet, nach kurzer Zeit diese aber wieder verlassen, um bundesweit auf Tour zu gehen. Seitdem hat er auf unzähligen verschwörungsideologischen Kundgebungen gesprochen und ist zweifelsohne eine deutschlandweit bekannte und relevante Person in der Corona-Leugner_innen-Szene: Im Rahmen seiner Rede am 04.07.2020 in Ulm traf er sich mit dem Coronaleugner-Arzt Bodo Schiffmann in einem Café. In Berlin war er bei den großen Corona-Demonstrationen am 31.07.2020 und 29.08.2020 ebenfalls als Redner vertreten, wobei er in der Rede vom 31.07.2020 vor dem Reichstag den Holocaust durch die Aussage relativierte, die Coronamaßnahmen seien „schlimmer als der 2. Weltkrieg“. Außerdem behauptete er, die Eliten würden „eugenische Verbrechen wieder begehen“ und warnte, dass die Regierung wie Marie Antoinette, die hingerichtet wurde, enden würde.

Seit einiger Zeit ist Ploppa wieder in Marburg aktiv und sprach beispielsweise am 24.10.2020 für Weiterdenken Marburg. Mit ihm auf Listenplatz 1 hat Weiterdenken Marburg somit einen bundesweit prominenten Antisemiten an ihre Spitze gewählt.

Frank Michler

Frank Michler

Adresse: Lahntor 5, 35037 Marburg

Frank Michler ist der zentrale Organisator der Corona-Leugner_innen in Marburg. Er ist Betreiber der Internetseite von Weiterdenken Marburg. Sowohl bei Versammlungen dieser Gruppierung, als auch auf der Internetseite wird regelmäßig der Nationalsozialismus relativiert, z.B. wenn in den Forderungen der Bürgerliste Weiterdenken von einer „digitalen Bücherverbrennung“ geredet wird, die große Konzerne wie YouTube betreiben würden, wenn diese verschwörungstheoretische Videos von ihren Plattformen löschen. So wird versucht die Einzigartigkeit der Verbrechen des Nationalsozialismus infrage zu stellen. Am 06.06.2020 störte Frank Michler eine Kundgebung von Black Lives Matter in Marburg. Dass sich bekennende Neonazis wie Tim Schmerer, Andreas Haldorn, Ulrich Meissner und Manuel Mann in einer solchen Gesellschaft wohlfühlen, ist kaum verwunderlich.

Diese Menschenfeinde treten zur Wahl an:

Listen für die Stadtverordnetenversammlung:

AfD
NameVornameBerufWohnort
PozziMatthiasDiplom-KaufmannMarburg
FrankeMichaelSelbstständigerMarburg
BalzerHeikeSekretärinMarburg
EhrickeSebastianBürokaufmannMarburg
HühnJohannesAngestellterMarburg
PrussakEllenHausfrauMarburg
WessFranzRentnerMarburg
Schmidt-EffingReinhardPensionärMarburg
KisselWilfriedOberstleutnant a. D.Marburg
BingelKarlRentnerMarburg
GosewinkelWerner OttoRentnerMarburg
Weiterdenken
NameVornameBerufWohnort
PloppaHermannJournalistMarburg
MichlerFrankSoftwareentwicklerMarburg
LinnJohannesForst-SachverständigerMarburg
KissikJanUnternehmerMarburg
ShumeikoLarisaÜbersetzerinMarburg
SeideSteffiErgotherapeutinMarburg
Engels-AsaadCarolinLehrerinMarburg
ZimmermannBjörnAntiquarMarburg
ThielMichaelArztMarburg
FreundMarkusBetriebswirtMarburg
SchnizlerGabrielStudentMarburg
WinterbergViolettaAlltagsbegleiterinMarburg
BenderSandraKünstlerinMarburg

Liste der AfD für den Kreistag:

NameVornameBerufWohnort
BolldorfKarlLandtagsabgeordneterBiedenkopf
SchmidtJulianWirtschaftsingenieurAngelburg
BalzerHeikeSekretärinMarburg
SchmidtSebastianWerkzeugmechanikerBreidenbach
WagnerJürgenSelbstständigerBreidenbach
KisselWilfriedOberstleutnant a. D.Marburg
EhrickeSebastianBürokaufmannMarburg
KötherFranziskaPensionärinAngelburg
PozziMatthiasDiplom-KaufmannMarburg
SchmidtJessicaSales ManagerAngelburg
SchrantzGünterRentnerKirchhain
HaberzethRalfSelbstständigerBad Endbach
RhielGerhardBerufskraftfahrerLohra
FrankeMichaelSelbstständigerMarburg
HermannUweMaurerAngelburg
NauLudwigLandwirtKirchhain
GosewinkelWernerRentnerMarburg
WessFranzRentnerMarburg
HühnJohannesAngestellterMarburg
ScheuermannGerhardRentnerEbsdorfergrund
HungerbergEdgarSelbstständigerBreidenbach
HeckPatrickSicherheitsfachkraftGladenbach
WillnerHeinrichRentnerBreidenbach
FaltinskiStephanMechatronikerBreidenbach
TaberyHorstRentnerBreidenbach
PrussakEllenHausfrauMarburg
NaumannHermannDiplom-IngenieurGladenbach
HeinscherHaraldVersicherungsangestellterWetter (Hessen)
Schmidt-EffingReinhardUniversitätsprofessor i. R.Marburg
RonzheimerTheoRentnerCölbe
BuschRonaldBetriebsschlosserBiedenkopf
BolldorfSimoneKrankenschwesterBiedenkopf


1Da die Identitären entgegen ihrer eigenen Darstellung keine Bewegung sind, nennen wir sie im Folgenden Identitäre

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