Über zwanzig Jahre Nazi-Shit und Spitzelvorwürfe – eine Geschichte des Versagens
Manuel Mann (15.03.1979) ist seit über 20 Jahren ein überzeugter Neonazi, denn er versuchte schon in den 1990er Jahren Nazistrukturen in und um Marburg aufzubauen. In den 2010er Jahren war es ruhiger um ihn geworden, da er behauptete, keinen Bock mehr auf Nazipolitik zu haben. Dies wirkte auch überzeugend, bis genau dieser Manuel Mann am 05.09.2020 versuchte, nach dem er eine Kundgebung von „Weiterdenken“ Marburg besucht hatte, eine Person, die er den Protesten gegen die Corona- Leugner_innen zurechnete, anzugreifen. Dass es sich bei ihm nicht um irgendeinen Verwirrten handelt, sondern um einen militanten Neonazi, wird bei einem näheren Blick auf seine politische Laufbahn offensichtlich.
Bereits 1999 war Manuel Mann im „Volkstreuen Komitee für gute Ratschläge“ aktiv und meldete für diese auch einen Naziaufmarsch in Marburg an. In diesem Zusammenhang wurde ihm bereits vorgeworfen für staatliche Behörden zu spitzeln.
Im Frühjahr 2003 war er federführend an der Gründung des „Aktionsbündnis Mittelhessen“ (ABM) beteiligt. Das ABM führte im August 2003 eine Demonstration in Marburg durch, zu der nur 11 Nazis kamen; angemeldet wurde diese Veranstaltung wieder von Manuel Mann. In dieser Zeit kam es immer wieder zu Übergriffen durch die Neonazis des ABM, so beispielsweise im Herbst 2003 auf die Besucher_innen einer linksalternativen SKA-Party.
Am 17.01.2004 meldete Manuel Mann eine Demonstration in Gladenbach an, an der auch der Rechtsterrorist und spätere Mörder von Walter Lübcke, Stephan Ernst, teilnahm. Auch im darauf folgenden Monat (21.02.2004) demonstrierten die Neonazis des ABM unter dem Motto „Stoppt die Repression gegen den Nationalen Widerstand“ in Gladenbach. Damit sollte sich unter anderem mit der Rechtsrockband „Landser“ solidarisiert werden, die wegen ihrer Texte als Kriminelle Vereinigung verurteilt wurde.
In dieser Zeit hatte Manuel Mann einen „Combat 18“-Sticker auf seinem Auto (siehe Bild) und bekundete nicht nur damit seine Sympathie für Rechtsterrorismus. Der Rechtsterrorist Kai Diesner wurde im Impressum der Internetseite des ABM als Verantwortlicher für die Internetseite angegeben, als Adresse wurde allerdings die damalige Wohnanschrift Manuel Manns aufgeführt. Kai Diesner ist wegen Mordes an einem Polizisten und versuchten Mordes an einem linken Buchhändler und einem weiteren Polizisten verurteilt worden.
Manuel Mann ist auch mutmaßlich verantwortlich für das Erscheinen des neofaschistischen Heftes „Marburger Land“, das mehrere Jahre lang mit Aufrufen zu Anti-Antifa-Aktivitäten erschien. Das ABM veranstaltete regelmäßig im mittelhessischen Ort Kirtorf Nazikonzerte mit bis zu 1000 Teilnehmer_innen. Im Jahr 2004 wurde durch einen Reporter eine Neonazifeier verdeckt dokumentiert und mehrere Straftaten gefilmt. Nach der Veröffentlichung dieses Materials verbot die zuständige Behörde Veranstaltungen auf dem privaten Anwesen in Kirtorf. Bei Durchsuchungen in diesem Kontext wurden bei Neonazis in Mittelhessen umfangreiches Propagandamaterial und Waffen sichergestellt.
Manuel Mann hat sich bei bundesweiten Kameraden mit Geldabzocke und Unzuverlässigkeit unmöglich gemacht. Seine erst guten Kontakte zu den „Berserkern Kirtorf“ wandelten sich so in offene Feindschaft, ebenso wie seine Kontakte zu süddeutschen Neonazis. Des Weiteren hatte Manuel Mann von der Jugendorganisation der NPD (JN) einen offiziellen Spitzelvorwurf bekommen. Das ABM hatte sich mit Manuel Mann so gut wie politikunfähig gemacht, wie es Antifaschist_innen schon in den Zweitausendeiner Jahren passend beschrieben. In dieser Zeit kam es aber trotzdem immer wieder zu Gewalttaten durch Manuel Mann und anderen ABM-Neonazis, z.B. auf einen Punk in einem Marburger Einkaufszentrum und auch immer wieder gegen Antifaschist_innen.
Im Laufe des Jahres 2004 löste sich das ABM auf. Ab diesem Zeitpunkt traten die Neonazis des ABM als „Autonome Nationalisten“ in Erscheinung. Im Jahr 2008 stilisierte Manuel Mann sich in einem ARD-Interview als „Strippenzieher“ der Autonomen Nationalisten hoch. 2009 trat Manuel Mann bei der Bundestagswahl für die NPD in Marburg an. Ebenfalls nahm er 2011 an einem Naziaufmarsch in Stollberg teil.
Im Juli 2011 kam es dann zum organisatorischen Knock-Out von Manuel Mann: Für Mitte Juli mobilisierte die NPD nach Gießen. Eine Woche vor der angemeldeten Demonstration wollten Neonazis eine unangemeldete Demonstration in Gießen abhalten. Die angereisten Neonazis wurden allerdings an ihrem konspirativen Treffpunkt von der Polizei empfangen und festgenommen. Manuel Mann wurde für diesen Flop als Tippgeber staatlicher Behörden und somit verantwortlich für die Blamage der Neonazis ausgemacht. Auch seine letzten Kameraden sahen danach die schon lange vorhandenen Spitzelvorwürfe gegen ihn als bestätigt an. 2014 ließ Manuel Mann verlauten, dass er „keinen Bock mehr“ auf Nazipolitik habe. Dann wurde es ruhig um ihn, bis er im Sommer 2020 am Rande von „Black Lives Matter“-Protesten in Marburg erneut auftauchte, welche auch von Corona- Leugner_innen gestört wurde.
Am 05.09.2020 beteiligte sich Manuel Mann dann an einer Kundgebung von „Weiterdenken“ Marburg. Nach der Kundgebung der Marburger Corona-Leugner_innen versuchte Manuel Mann eine Person anzugreifen, die er den antifaschistischen Gegenprotesten zurechnete. Er stürmte aus dem Schnellimbiss „Lecker Eck“ (Biegenstraße), versuchte die Person körperlich anzugreifen und verfolgte sie mehrere hundert Meter weit.
Auch wenn Manuel Mann in den letzten 10 Jahren kaum noch durch Nazi-Aktivitäten aufgefallen ist, geht noch immer eine Gefahr von ihm aus. Veranstaltungen wie die von „Weiterdenken“ Marburg haben auch ihn mal wieder aus der Spielothek in der Biegenstraße auf eine politische Kundgebung gelockt. Manuel Mann ist offensichtlich noch immer ein überzeugter Neonazi!