Burschen-Aktuell

14.12.2017

Liebe Landesregierung,

im Nachgang zu den Übergriffen auf Fotograf*innen rund um den Landeskongress im vergangenen April, wurde im August 2017 von der hessischen SPD-Landtagsfraktion eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, welche Aufklärung über die Verstrickung der Jungen Alternative mit verfassungsfeindlichen Gruppierungen, wie der Identitären Bewegung und Ein-Prozent, bringen sollte. Von der Landesregierung wurden daraufhin „vereinzelt Verbindungen in Form von Personenüberschneidungen zwischen rechtsextremistischen Gruppierungen und der, „Jungen Alternative“ festgestellt“. Es kann jedoch bei einem Großteil der Angreifer, welche bei dem Angriff am hessischen JA-Landeskongress beteiligt waren, belegt werden, dass diese Teil der Identitären Bewegung sind oder eng mit dieser zusammenarbeiten.
Im Falle Philip Steins wurde von der Landesregierung von einem „ehemalige(n) Verbindungsstudent“ gesprochen. Hier wurde ignoriert, dass es sich bei Burschenschaften um ein Lebensbundprinzip handelt. Das heißt, dass selbst Alte Herren sind noch Teil der jeweiligen Burschenschaft sind. Das Lebensbundprinzip ist eins der zentralen Prinzipien von Burschenschaften.
Philip Stein ist jedoch nicht einmal Alter Herr, sondern wird als Inaktiver geführt. Inaktive sind Teil der Aktivitas, welche temporär von ihrer universitären Pflicht freigestellt werden. In Entscheidungen sind diese weiterhin involviert, sie haben zu diesem Zeitpunkt den Hauptteil der burschenschaftlichen Pflichten weiterhin zu tragen.

Die Landesregierung glänzte bei ihrer Antwort auf die Anfrage nicht gerade durch Kompetenz und auch von der SPD wäre zu erwarten gewesen, diese stümperhafte Antwort nicht unwidersprochen hinzunehmen. Mag das Handeln der Landesregierung schon irgendwo zwischen Ignoranz und Vertuschung einzuordnen sein, lässt die Nachlässigkeit der SPD einen nachdrücklichen Willen zur Aufklärung vermissen.
Dass staatliche Behörden rechte Aktuer_innen völlig falsch einschätzen, ist mittlerweile ein alter Hut. In dem Fall, bei dieser Faktenlage, jedoch nocheinmal besonders herauszustellen.

Es folgen nun Rechercheergebnisse zu Pesonen, welche bei dem Übergriff am Tag des JA-Landeskongresses beteiligt waren, als auch zu Personen, die daran zwar nicht beteiligt waren, jedoch zu den drei Marburger DB!Burschenschaften gehören aus welchen sich Kader der Identitären Bewegung, der Jungen Alternative sowie anderer extrem rechter Vereinigungen entwickeln. Die folgenden Personen sollte man in Marburg und auch überregional kennen und im Auge behalten sollte.

Burschenschaft Germania Marburg (Lutherstraße 3)

Dass die Burschenschaft Germania Marburg kein Naziproblem hat sondern eines Naziproblem ist, wurde in den letzten Jahren schon an verschiedenen Stellen offengelegt. Die alten und die neuen Mitglieder bestätigen dies immer wieder. So auch in diesem Semester (weiterführende Links: 1 und 2).

Nils Grunemann tauchte bereits 2013 in den Führungskreisen der Identitären Bewegung Deutschland auf. Mindestens seit 2015 ist er bei der Marburger Burschenschaft Germania untergekommen. Anfang des Jahres gründete er gemeinsam mit Simon Büssing und dem Marburger Bundestagskandidaten der AfD, Julian Schmidt ( weiterführende Links: 1 und 2), die Junge Alternative Marburg-Biedenkopf.

Maximilian Kolb  ist in der AfD und in der Jungen Alternative (JA) aktiv. Für die JA saß er, bis zum Landeskongress am 28.10.2017, im Landesvorstand Hessen als Beisitzer. Für die Burschenschaft Germania Marburg trat er schon als Sprecher auf. Am 29.4.2017 war er bei dem bewaffneten Angriff auf Fotograf_innen in der Lutherstraße, die den Landeskongress der JA Hessen dokumentierten, federführend. Maximilian Kolbs Vater, Werner Kolb, ist politisch ebenfalls rechts zu verorten. Er sitzt für die AfD als Abgeordneter im Kreistag Schwalm-Eder und auch der Bruder von Maximilian, Alexander Kolb, fällt auf Facebook unteranderem durch IB-Likes auf. Hier liegt die Überzeugung für rechte Ideologie wohl in der Familie.

Moritz Hermann Otto Georg Nieder war zuletzt Aktivensprecher der Burschenschaft Germania Marburg. Auf seinen Wegen durch die Stadt verklebt er gerne Aufkleber der Identitären Bewegung. Wie bei Maximilian Kolb ist auch der Vater von Moritz, Achim Nieder (Oststraße 5, 38272 Burgdorf), in der AfD. Er ist auf der Niedersächsischen Landesliste der AfD für die Bundestagswahl auf Listenplatz 16 zu finden.
Achim Nieder ist Alter Herr der Frankonia Erlangen. Die Frankonia Erlangen hat, wie die Germania Marburg, die DB! als Dachverband. Im Jahr 2015 hat sie den „Zwischentag“, eine Messe extrem rechter Verlage und Organisationen, ausgerichtet. Gäste in diesem Jahr waren zum Beispiel der wegen Hetze zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilte Michael Stürzenberger, Esther Seitz vom Widerstand West-Ost und Karl-Heinz Hoffmann, welcher die Wehrsportgruppe Hoffmann gründete und führte. Philip Stein war in diesem Jahr ebenfalls bei der Messe und auch die Jahre zuvor waren Mitglieder der Marburger Burschenschaft Germania dort vertreten.
Frank Miksch, ebenfalls bei der Frankonia Erlangen, ist NPD-Aktivist und arbeitete mit dem Freien Netz Süd zusammen. Er übernahm am 18.Februar 2012 mit Matthias Fischer die Demonstrationsleitung bei einer „Eilversammlung“ mit dem Thema „gegen linke Gewalt“. Matthias Fischer war Teil der 2014 verbotenen Vereinigung „Freies Netz Süd“, nach dem Verbot ging das FNS in der Nachfolgeorganisation „Partei III.Weg“ auf. Außerdem wurde er auf einer Kontaktliste von Uwe Mundlos als Nürnberger Kontakt geführt.
Die Germania Marburg und Frankonia Erlangen sind beide ganz eindeutig Naziburschenschaften. Es ist also kein Zufall, dass Moritz Nieder bei der Germania Marburg gelandet ist. Moritz und sein Vater sind beides Naziburschenschafter und rechtspolitisch aktiv.

Der Vater sitzt, wie bei Maximilian Kolb, für die AfD im Kreistag, der Sohn ist Teil der Identitären Bewegung und geht mit seinen Bundesbrüdern, unteranderem mit Maximilian Kolb, auf Fotograf_innen los. Stark rechtes Gedankengut scheint auch bei der Familie Nieder Tradition zu haben.

Heinrich Mahling war bis Spätsommer 2017 Mitglied der Hasso Borussia (Friedrich-Siebert-Weg 1). Mitte Oktober wurde er in der Marburger Innenstadt als IB-ler geoutet. Im Outing noch als Mitglied der Hasso Borussia benannt, ist dieser nun zu der Burschenschaft Germania Marburg gewechselt.

Mit Heinrich Mahling hat die Burschenschaft Germania nun den ersten öffentlich auftretenden „Identitären“ in ihren Reihen. Seit Heinrich Mahling in Marburg lebt, hat dieser Kontakt zu Mitgliedern der Germanen. Da kommt ein Wechsel zur Germania Marburg nur wenig überraschend.

Till Weckmüller ist im Laufe des letzen Jahres von der Marburger Burschenschaft Rheinfranken zur Burschenschaft Germania Marburg gewechselt.
Geboren ist er am 19.12.1995. Seine Neonazikarriere begann er schon in Rheinhessen. Dort war er bei der Nazipartei Der Dritte Weg aktiv, hatte aber auch Kontakte zum Hooligan-Spektrum von Waldhof Mannheim und zu LuNaRa (Ludwigsburger Nazis und Rassisten). Till Weckmüller war maßgeblich an einem Anschlag auf den Verein Arab Nil-Rhein in Mainz beteiligt. In Marburg begann er ein Jurastudium und wurde Burschenschafter.
Jedes Jahr am 11. Februar findet in Budapest der sogenannte „Tag der Ehre“ statt. Der Anlass dieser Veranstaltung ist der am 11. Februar 1945 erfolgte Versuch deutscher und ungarischer Faschisten sich aus einem Kessel der Roten Armee zu befreien. Auch wenn nur wenige dies überlebten, wird dieser als tapfer verklärte Befreiungsversuch von Neonazis gefeiert. Seit 1997 werden die Gedenkveranstaltungen vom ungarischen Blood&Honor-Ableger veranstaltet. Es handelt sich hierbei um einen jährlich stattfindenden Treffpunkt europäischer Neonazis und Blood&Honor Aktivisten.
Till Weckmüller nahm im Jahr 2017 an diesem Treffen teil, was die militante Ausprägung seiner Ideologie veranschaulicht.
Diese zeigt sich neben dem Anschlag auf einen islamischen Kulturverein und dem Besuch von Blood&Honor-Veranstaltungen, außerdem auch konkret in Marburg.
Auch Till Weckmüller war am 29.4.2017 am Übergriff auf Fotograf_innen am Rande des Landeskongress der Jungen Alternative Hessen in der Lutherstraße beteiligt. Mit einem Ninjapulli vermummt, griff er diese mehrfach mit Tritten und Schlägen an. Dass die Fotograf_innen hiervon nicht ernsthaft verletzt wurden, war ihr Glück. Till Weckmüller scheint nicht ungeübt im Kampfsport zu sein. Er wurde mehrfach in einem Kampfsportverein in Marburg gesehen.

Die Marburger Burschenschaft Germania ist eine Kaderschmiede der extremen Rechten. Seit einigen Jahren versucht die Germania zunehmend durch eine altbekannte Inszenierung von ihrem Nazi-Image wegzukommen. Dies ist jedoch nicht als inhaltlicher Bruch misszuverstehen. Die Hinwendung zur „Neuen Rechten“ hat taktische Gründe. So treiben sie den Ausbau der Identitären Bewegung voran und organisieren nach wie vor einschlägige Vorträge, zuletzt über Ernst Jünger, gehalten von Werner Bräuninger. Der Historiker ist vor allem für seine Bücher und Texte über den historischen Nationalsozialismus in der Kritik, in welchen er über einen nicht-hitleristischen Flügel und Personen wie Stauffenberg den Nationalsozialismus als solchen zu retten versucht. Seit 2014 besucht die Germania jährlich die Casa Pound in Italien. Es handelt sich hier um eine italienische faschistische Organisation, die seit Jahren Menschen, welche nicht in ihr konstruiertes Bild einer italienischen Volksgemeinschaft passen, angreifen und töten. 2015 führte die Germania Marburg, als Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft, mit der Casa Pound ein Interview, in welchem Philip Stein sich höchst bewundernd über diese äußert. Dieses Interview wurde in den Burschenschaftlichen Blättern 1/2015, der Zeitung der DB!, abgedruckt. 2017 sprach Philip Stein über „Das organische Weltbild und die ökologische Revolution“ bei einem Autorentreffen der Nazizeitung Umwelt und Aktiv. In diesem Vortrag nennt er die Casa Pound als vorbildliche Bewegung, mit welcher er „in ganz gutem Kontakt“ (min.31:39) stehe.

Burschenschaft Rheinfranken Marburg (Lutherstraße 5)

Auch die Marburger Burschenschaft Rheinfranken ist bekannt für ihr Dasein als akademische Nazikameradschaft. Am 24.11.2017 fand auf dem Haus der Rheinfranken ein Vortrag zu angeblich fehlerhafter Geschichtsschreibung, welche für nationaler Selbsverachtung verantwortlich sei, statt. Gehalten wurde dieser von Gerd Schultze-Rhonhof.
Dieser spricht immer wieder vor Vertreter_innen der extremen Rechten, auch im Antaios-Verlag erschien schon eine Veröffentlichung eines Gesprächs mit ihm und Kubitschek.
Er war auch schon mehrfach in Marburg zu Besuch. Zum Beispiel hielt er 1998 bei den Rheinfranken einen Vortrag mit dem Thema „Braucht der Soldat ein Vaterland?“. Am 03.02.2007 war er bei der Burschenschaft Germania und hielt einen Vortrag im Zuge der von den Germanen organisierten Vortragsreihe „Marburger Diskurs“, welche regelmäßig extrem rechten Referenten eine Plattform bot. Am 01.12.2009 referierte er dann zu „Das Tschechisch-Deutsche Drama von 1918 bis 1939“. Gerd Schultze Rhonhoff ist ein geschichtsrevisionistischer Gerneralmajor a.D., welcher das schreiben für sich entdeckt hat. In seinem Buch „Der Krieg, der viele Väter hatte“, behauptet Gerd Schultze Rhonhof „, daß in den Jahren von 1933 bis 1938 557.000 Juden ihr polnisches Heimatland verlassen (mussten) und Zuflucht im benachbarten Deutschland (…)“ suchten (Schultze-Rhonhof 2017: 394). Grund hierfür seien antisemitische Progrome in Polen gewesen (vgl.ebd.).
Dieses Beispiel zeigt den Versuch, die Geschichte umzuschreiben und die Schuld des NS-Zeit von den Deutschen zu nehmen. Geschichtsrevisionismus ist zentraler Teil einer extrem rechten Ideologie. Diese wiederholte Einladung von Gerd Schultze-Rhonhof zeigt mal wieder die politischen Gesinnung der Rheinfranken.

Heinrich Theodor Zerries war schon als er noch in Brauenschweig lebte Mitglied einer Schülerburschenschaft, ebenso wie Jens-Erik Möhle. Beide fanden gemeinsam mit Beginn des Studiums ihren Weg zur Marburger Burschenschaft Rheinfranken. Neben seinem BWL Studium verfolgt Heinrich Theodor Zerries sein Engagement für extrem rechte Positionen auch in Marburg weiter. So ist es kein Wunder, dass er bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken gelandet ist, wo sich Nazis seit eh und je wohlfühlen.
Zerries auf Klassenfahrt in Griechenland

Lars Roth ist der Konkneipant der Rheinfranken. Begonnen hat seine Nazikarriere im Umfeld der Berserkern Kirtorf und der Division Mittelhessen. Hessen- und auch deutschlandweit ist Lars Roth mit Neonazis und Faschist_innen jeglicher Coleur, gut vernetzt. Er hat Kontakte zu militanten Neonazigruppierungen wie den Hammerskins und Blood&Honor, besuchte ein von den Hammerskins organisiertes Konzert und trat als Ordner beim Eichsfelder Heimattag 2013 auf, welcher von dem Blood&Honor-Aktivisten Thorsten Heise organisiert wurde.
In den Jahren 2015 und 2016 war er in die Organisation des Rechtsrockfestivals „Rock für Identität“ involviert. Auch 2017 war er in Themar bei der Veranstaltung „Rock gegen Überfremdung“ anwesend.

Lars Roth in Themar ©Ramaswamy

Lars Roth attackierte gemeinsam mit Luis Wehweck, beide mit Schlägstöcken bewaffnet, Fotograf_innen am Rande des JA Hessen Landeskongesses Ende April 2017 in der Marburger Lutherstraße.

Titus Vinzenz Teichmann ist wohl seit 2014 bei den Rheinfranken. Er ist der Leibbursche von Lars Roth. Am Anfang einer jeden Burschenschafter-laufbahn wählt der Fux einen der vollberechtigten Mitglieder aus, welcher ihn durch seine Fuxenzeit begleitet und ihm in allen Angelegenheiten zur Seite gestellt ist. In den meisten Fällen haben der Leibbursch und der Leibfux ein sehr inniges Verhältnis zu einander, so auch Titus Teichmann und Lars Roth.

Schon vor seiner Zeit bei den Rheinfranken fiel er mehrfach als Nazi auf. So war er zum Beispiel am 23.03.2013 in Kirchweye bei einem Naziaufmarsch beteiligt, bei dem unter anderem die Holocaustläugnerin Ursula Haverbeck anwesend war (aktualisiert: 16.03.18). Seine Facebook-Likes bestätigen dies nocheinmal. Ihm gefallen zum Beispiel „Phalanx Europa“, „Jugend für das Leben“, „IB Niedersachsen“ und „The Conservative Revolution“

Lukas Reuter fiel schon als Jugendlicher durch die Verbreitung von extrem rechtem Gedankengut auf. Er nahm an mehreren Naziaufmärschen teil z.B. 2013 in Dortmund und Grünberg. 2014 tauchte Lukas Reuter dann bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken auf. Der aus Rauschholzhausen stammende Lukas war am 3.6.2016 an einem Angriff auf die linke Kneipe Havanna Acht in Marburg beteiligt, bei dem eine Flasche durch eine Scheibe geworfen wurde.

Sebastian Spahn wohnte mit Benjamin Haasis in einer gemeinsamen Wohnung, als beide schon Aktive der Burschenschaft Rheinfranken Marburg waren. Sebastian Spahn scheint ebenso wie alle anderen Rheinfranken an nationalsozialistischen Ideen interessiert zu sein. So posierte er gemeinsam mit seinem damaligen Mitbewohner Benjamin Haasis in einem Militariamuseum begeistert vor einer Hakenkreuzfahne.

Benjamin und Sebastian im Militariamuseum

Tobias Heuwinkel kommt aus 32758 Detmold und ist vermutlich seit 2016 bei den Rheinfranken. Er studiert Archäologie und ist regelmäßig in der Philosophischen Fakultät anzutreffen. Er besuchte am 03.06.2016 den Vortrag von Dubravko Mandic auf dem Rheinfrankenhaus. Der AfD-Funktionär Dubravko Mandic ist dem völkischen Flügel der AfD zuzurechnen. Gegen ihn lief ein internes Parteiausschlussverfahren, wegen seiner offen neonazistischen und rassistischen Äußerungen. Zu dem Zeitpunkt des Vortrages war Tobias Heuwinkel noch kein Rheinfranke, denen er sich im Wintersemester 2016 anschloss. Dass er diesen Vortrag besuchte und sich letztendlich für die Burschenschaft Rheinfranken entschied, ist nicht verwunderlich. Die Facebookseite von Tobias Heuwinkel (Tobias von Stroheck) zeigt, wie bei seinen Bundesbrüdern, ebenfalls eine extrem rechte Gesinnung. Ihm gefällt unter anderem die Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth.

Diese war maßgeblich für den 2011 gestellten „Arier-Antrag“ verantwortlich, welchen die Burschenschaft Raczek zu Bonn letztendlich öffentlich machte und damit den Austritt mehrerer Burschenschaften provozierte, sowie für eine Hinentwicklung zu einer öffentlicheren Radikalisierung und Bekenntnis zu extrem rechten Positionen der Burschenschaften innerhalb der DB!. Außerdem wurde bekannt, dass Mario Brehme, einer der engsten Vertrauten und Unterstützer des NSU, jahrelang auf dem Haus der Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth lebte und Teil dieser war.
Auch die Burschenschaft Thuringia Braunschweig, welche Tobias Heuwinkel zu gefallen scheint, gehört zu den extrem rechten Burschenschaften.

Zurzeit ist sie die Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft. Seit 1988 veranstaltet die Burschenschaft Thuringia Braunschweig das „Deutschlandseminar“. Hierbei handelt es sich um ein Vernetzungtreffen der extremen Rechten.
Damit nicht genug referierte Anfang 2017 Klaus Grotjahn auf dem Haus der Thuringia, seine Autobiografie „Von der 8,8 cm-Flak zur SS-Division Nordland. Im Endkampf um Berlin“. Diesen Vortrag hielt dieser auch schon beim „Dritten Weg“ und der Partei „Die Rechte“. Aktivisten der „Identitären Bewegung“, „Junge Nationaldemokraten“, AfD-ler und Mitglieder der Jungen Alternative sind immer wieder Gäste auf dem Haus der Thuringia.
Dieses Semester ist Tobias Heuwinkel nun auch ganz bei den Rheinfranken angekommen. Er lud für den Vortrag von Gerd Schultze-Rhonhoff am 24.11.2017 auf das Rheinfrankenhaus ein.

Die Marburger Burschenschaft Rheinfranken ist ein Sammelbecken für Neonazis sowohl aus dem Marburger Umland als auch aus dem restlichen Bundesgebiet. Der sogenannte Rheinfranken-Leak, der aktuell leider nicht mehr im Internet zu finden ist, legte unteranderem den antisemitischen Grundkonsens der Rheinfranken offen. Die Fuxenkladde der Rheinfranken ist jedoch online noch zu finden. Im Internet existieret zurzeit kein vernünftiger Artikel zu dem gesamten Leak. In der Ausgabe 65 des Lotta-Magazins kann jedoch mehr darüber gelesen werden (Lotta#65, 34f.). Ihre Mitglieder waren in den letzten Jahren an mehreren Angriffen auf politische Gegner_innen, wie am 29.4.2017 oder auch an Angriffen auf das Havanna Acht beteiligt.

Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg (Barfüßerstraße 14)

Mindestens seit Ende des Sommersemesters 2016 und dem Anfang des darauf folgenden Wintersemesters begannen die Burschenschaften Germania Marburg und Rheinfranken Marburg (beide Deutsche Burschenschaft) mit der Rettung der dritten noch in Marburg bestehenden DB Verbindung die Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg. Nach dem Kristopher Müller (ehmaliger Sprecher der Normannia Leipzig) sein Studium beendet hatte und dem Aktivendasein bei der Normannia Leipzig zu Marburg den Rücken kehrte, stand diese wohl wegen mangelnden Nachwuchs vor dem aus.

Luis Wehweck war bis Mitte des Jahres 2016 bei der Marburger Burschenschaft Germania zuhause. Doch trat er der Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg bei, als diese wegen Personalmangel vor dem Aus stand. Luis Wehweck tat sich am Rande des Landeskongres der Jungen Alternative Hessen ende April 2017 auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania durch seine Beteiligung an mindestens zwei Übergriffen auf Fotograf_innen hervor, wobei er mit einem Teleskopschlagstock bewaffnet Jagd auf diese machte. Luis Wehweck ist auch Teil der Ortsgruppe der Identitären Bewegung. Am 13. Oktober traf sich die IB-Ortsgruppe Marburg auf dem Germanenhaus. An diesem Abend war Luis Wehweck ebenfalls auf dem Haus zu Besuch. Seine Facebooklikes (Facebookname: Arthur Weber) zeigen außerdem die Sympathien Wehwecks gegenüber der Identitären Bewegung. Seine Likes reichen von „Reconquista Germanica“ und dem IB-Rapper „Komplott“(Patrick Bass, Germania Marburg, Bundesbruder) über „Kontrakultur Halle“ und „Generation Identitaire“.

Spätestens im Herbst 2016 zog auch der Rheinfranke Adrien Volkmann zur Burschenschaft Normannia Leipzig. Wie sich Adrien politisch verortet, wird an einem Sticker auf seinem Auto offensichtlich. Auf diesem prangte längere Zeit ein Aufkleber mit dem Logo der „Artgemeinschaft- Germanische Glaubensgemeinschaft“.

Logo der Artgemeinschaft: Adler erlegt Fisch

Dies ist eine germanisch-heidnische Sekte, welche völkische Ideologie, rechtsextreme Politik und heidnischen Glauben vereint um gegen die moderne Welt vorzugehen. Axel Schunk war bis 2015 Leiter des Vereins und unteranderem bei der heute verbotenen Wiking Jugend aktiv. Aktueller Leiter der Artgemeinschaft ist Jens Bauer aus Elsteraue/Bornitz.

André Eminger, einer der Angeklagten im Verfahren gegen den NSU-Komplex hat an Treffen teilgenommen und auch aus der verbotenen Struktur „Blood&Honor“ sind regelmäßig Personen anwesend. Es handelt sich bei der „Artgemeinschaft-Germanische Glaubensgemeinschaft“ um einen Verein, welcher eng mit rechtsterroristischen Strukturen Deutschlands verwoben ist.
Es ist festzustellen, dass Adrien Volkmann nicht der einzige in seiner Familie ist, welcher von extrem rechter Ideologie Überzeugt ist. Wie bei Maximilian Kolb und Moritz Nieder ist auch in der Familie Volkmann die Weltanschauung von Adrien nichts besonderes.

Die Mutter von Adrien, Sigrid Volkmann wohnhaft in 72660 Beuren im Zeilackerweg 49, ist AfD-Sympathisantin und von der IB begeistert. Außerdem scheint ihr der IB-Rapper Chris Ares zu gefallen, der mit Lines wie „mein opa er lehrte mich ehre und stolz, ich kämpf bis zum tod mit nem herzen aus gold“ oder „wir gehen schon viel zu lange gebückt (…) wir machen uns gerade für das Land unserer Ahnen, ja wir kämpfen für die Ahnen hier im Land“ auffällt.

Sigrid Volkmann hat außerdem ein Foto von der ehemaligen NPD-Funktionärin Sigrid Schüßler geliked, welche 2016 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Auf dem Foto ist auch Björn Clemens zu sehen. Dieser ist Alter Herr der Rheinfranken, verdient als Neonazianwalt sein Geld und fungiert als Rechtsbeistand mancher Aktivitas.

1.vli. Björn Clemens, 2.v.li Sigrid Schüßler

Auch der Vater, Jürgen Volkmann, ist AfD-Sympathisant.

Adrien Volkmann ist also noch ein Marburger DB!Bursche, dessen extrem rechtes Gedankengut wohl schon im Kinder- oder Jugendalter ausgebildet wurde.
Adrien Volkmann war am 13.Oktober, wie Luis Wehweck, ebenfalls auf dem Germanenhaus.
Auf Facebook zeigt er außerdem Interesse an einem „Kriegsverdienstkreuz“ mit eingelassenem Hakenkreuz

und mit etwas Glück kann man ihn in der Barfüßerstraße 14 auch ab und an mit einem Nazishirt, (zum Beispiel von FSN TV) am Fenster sehen.

Spätestens im Frühjahr 2017 folgte der Rheinfranke Benjamin Haasis seinem Freund Adrien Volkmann zur Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg. Benjamin ist seit seiner Jugend in der Neonaziszene verankert, was bereits im Rheinfranken Leak (der zur Zeit nicht im Internet zu finden ist: mehr dazu in der Lotta Ausgabe 65) ausführlich durchleuchtet wurde. Er pflegt eine sehr ausgeprägte Begeisterung für das Kaiserreich und die NS-Zeit. Schon auf Klassenfahrten war er in Rechtsrock-shirts unterwegs.

Benjamin Haasis auf Klassenfahrt

Die Marburger Burschenschaften Germania und Rheinfranken sind ihren Bundesbrüdern der Normannia Leipzig zu Marburg helfend zurseite getreten um deren Nachwuchsproblem aufzufangen und eine warscheinliche Auflösung der Burschenschaft Normannia Leizig zu Marburg vorerst zu verhindern. Ob Adrien Volkmann, Benjamin Haasis und Luis Wehweck nun Teil der Aktivitas der Normannia Leipzig zu Marburg sind ist bis dato unklar, eventuell handelt es sich bei ihnen auch um Stützburschen(1). Es ist offensichtlich, dass die drei Verbindungen der Deutschen Burschenschaft in Marburg sowohl im Kampf um die Straße in einer Reihe stehen, als sich auch in dem Erhalt und Ausbau ihrer Strukturen tatkräftig unterstützen.

Wechsel in den Marburger DB!Burschenschaften

Alles Nazis und Söhne von Nazis…

Die Geschehnisse in diesem und in den letzten Jahren zeigen, bei allen drei DB! Verbindungen gibt es kein Naziproblem sondern sie sind das Naziproblem. Die Tatsache, dass ein Landeskongress der Jungen Alternative auf dem Haus einer solchen Burschenschaft stattfinden und Mitglieder der JA und Germania Marburg am Tag des Landeskongresses gemeinsam mit Personen der Rheinfranken Marburg und der Normannia-Leipzig zu Marburg auf Fotograf*innen losgehen, zeigt die Verwobenheit der Jungen Alternative mit extrem rechten Burschenschaftern. Bei fast allen Mitgliedern der drei Marburger DB! Burschenschaften können extrem rechte Umtriebe und die dazugehörige Ideologie festgestellt und belegt werden. Die Junge Alternative ist also mit Burschenschaftern vernetzt, welche Teil von verfassungsfeindlichen Organisationen (wie unter anderem die SPD das nennen würde) wie der Identitären Bewegung sind. Diese Verpflechtungen wurden im Laufe der Kampagne Stadt.Land.Volk immer wieder thematisert. Spätestens nach dem JA-Landeskongress am 29.04. sollte dies endgültig offensichtlich geworden sein. Statt dem Netzwerk (neu-)rechter Aktuer_innen jedoch ernsthaft auf den Grund zu gehen ließ sich die SPD mit einer dürftigen Antwort seitens der Landesregierung abspeisen.
Die AfD noch immer nicht als Teil der extremen Rechten zu erkennen und stattdessen als legitimen Teil einer parlamentarischen Demokratie anzuerkennen, halten wir für fatal.

Wir fordern deshalb die AfD und die JA endlich als das zu benennen, was sie ist: eine völkisch, rassistische Kraft die den parlamentarischen Arm eines extrem rechten Projekts darstellt.

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