Radical Esthétique und Franz Reißner – Faschistische Mode aus Zwickau/Halle – 1 weiterer identitärer Kader

08.12.2017

Mit Radical Esthetique gibt es seit kurzem eine neue Bekleidungsmarke aus den Reihen der „Identitären“ Jungfaschisten. Der Künstler hinter der Marke, Franz Reißner, ist Kraft seiner Zeichenfähigkeiten zudem auf verschiedene Weise in mehrere andere Projekte des völkischen Klüngels um die „Identitären“,“Einprozent“, Burschenschaften und Co. eingebunden und taucht in den letzten Monaten vermehrt an der Seite von Führungskadern der deutsch-faschistischen Bewegung auf. Darum im Folgenden ein erster Überblick zu seinem bisherigen politischen Aktivismus, der sich längst nicht nur auf das Designen von extrem rechter Mode beschränkt.

Radical Esthetique ist nicht die erste Marke, welche um die „Identitäre – selbsterklärte – Bewegung“ (IB) entstand. Mit „Phalanx Europa“ hatte die IB sich schon 2015 eine Hausmarke geschaffen, die jedoch vor allem der Verbreitung ihrer Corporate Identity zu dienen scheint, sowie einigen ausgewählten Kadern ein nicht unerhebliches Einkommen sichern dürfte. Die Designs sind jedoch meist nicht komplexer als ein simples Stickermotiv und strotzen vor popkulturellen Bezügen.

Jene denen „Phalanx Europa“ damit zu viele Anleihen beim verhassten westlichen Liberalismus nahm, finden im Phalanx-Shop seit kurzem auch die ersten Produkte des Newcomers „Radical Esthetique“.

Über die Bedeutung der Eisenfaust haben wir schon an anderer Stelle geschrieben, daher widmen wir uns an dieser Stelle lieber dem Mann dahinter – Frank Reißner. Franz begann seine politische Karriere bei der IB-Zwickau um den Neonazi Tony Gerber. Folgende Fotos zeigen ihn bspw. Bei der Vorbereitung, sowie Durchführung einer Störaktion in Zwickau, anlässlich des Tags der Demokratie 2015. Gut erkennbar sind seine auffälligen Beintatoos, anhand derer er leicht zu identifizieren ist.

(unteres Bild links, rechts Tony Gerber)

(links am Transpi Franz Reißner)

(Reißners Beintattoos)

Die IB-Zwickau, sowie ihre zentrale Führungsfigur gerieten schon mehrfach in die Schlagzeilen. Sie gilt als eine der deutschen IB-Gruppen mit den unverholensten NS-Bezügen. Besonders ihre zentrale Führungsperson brachte immer wieder unerwünschte Aufmerksamkeit, besonders aber eine von Tony Gerber verfasste krass antisemitische Rede – gefunden im Rahmen der NSU-Ermittlungen gegen Andre Emminger.

Seine Autorenschaft räumt Gerber in Vernehmungen gegenüber der Polizei selbst ein.

Vom Insta-Fascho zum (halbwegs) professionellen Designer

Wenige Monate später startet Reißner dann sein eigenes Projekt. Als erstes folgen auf diversen Social-Media Kanälen, besonders Instagram, düster melancholische Heimatbilder, sowie die Inszenierung seiner Person als stilvoller Vintage-Badboy mit ganz viel deutschem Wald. Mag seine völkisch-faschistische Weltanschaung hier auch schon implizit im mysthifizierten Heimatbild mitschwingen, wird sie doch erst in seinen ersten Zeichnungen manifest, dafür jedoch in dankenswerter Klarheit. So etwa in den Folgenden: Ersteres beantwortet die Militanzfrage ganz eindeutig: „Kill your Enemy“; das zweite zeigt ein Liktorenbündel, Fascis genannt, Symbol und etymologische Herleitung des ursprünglichen (italienischen) Faschismus.

Dass Faschismus für ihn ein positiver Bezugspunkt ist zeigen dann auch seine Hashtags. Dort verknüpft er Faschismus mit „Kraft“, „Einheit“ und „Gerechtigkeit“. Mit seinen den Faschismus verherrlichenden Zeichnungen erregte er rasch das Interesse diverser „Identitärer“ Führungskader, was sich in diversen likes und Kommentaren auf seinen Social-Media Kanälen niederschlug.

Fruchtbar wurde diese Zusammenarbeit aber erst durch eine Kooperation mit dem Marburger Germanen und Jungverleger Philip Stein. Statt sein Studium abzuschließen betätigt sich dieser seit geraumer Zeit als Verleger faschistischer Klassiker – Franz Reißner passte in diesem Kontext wohl perfekt als Illustrator zukünftiger Buch-Cover, wie das folgende Portrait Jose Moscardos.

Dieser war ein faschistischer General im spanischen Bürgerkrieg, verantwortlich und gefeiert für die Verteidigung TKoledos, wo er hunderte Republikanische Milizionäre nach der finalen Schlacht ermorden ließ. Seit 1955 bis heute ist er zudem Träger des Großkreuz des Verdienstordens der BRD.

Entworfen wurde das Portrait für die von Jungeuropa herausgegebene deutsche Neuauflage der „Kadetten des Alcazar“, einer Novelle des französischen Faschisten und Nazi-Kolloborateurs Robert Brasillach, welcher sich als Chefredakteur von „Je suis partout“ für antisemitische Hetzschriften ala „Wir müssen uns die Juden ein für allemal vom Hals schaffen und dürfen auch keine Kinder behalten “ verantwortlich zeichnete.

Reißner und Stein sehen sich als zentrale Akteure einer „Kulturrevolution von Rechts“, für welche sie auch explizit, so zB. In Form eines „Promo-Graffiti Videos“ werben. Zum Abschluss werden die Logos von Radical Esthetique und Jungeuropa nebeinander eingeblendet.

Es findet offensichtlich eine enge Kooperation statt. Die tiefgreifende Kenntnis und Identifizierung mit dem europäischen Faschismus, die aus Reißners Kunst wie aus Steins Literatur sprechen, scheint zu verbinden.

Ob über den Burschenschafter Stein, der auch immer wieder als Sprecher der Deutschen Burschenschaft auftritt, auch seine Anwesenheit beim Wartburgfest 2017 zu erklären ist, oder Reißner selbst einer Verbindung angehört kann momentan nur gemutmaßt werden. In jedem Falle waren der faschistische Künstler und seine Kamera auf der sonst so abgeschotteten Versammlung zugegen.

Ansonsten scheint er sich vermehrt in Halle und Leipzig aufzuhalten, bspw. Im Identitären Hausprojekt um die Kontrakultur, wie diverse Fotos belegen.

(links Franz Reißner, rechts Mario Müller Kontrakultur Halle, vor dem „Identiären Zentrum“ in Halle)

Zu seinen weiteren Tätigkeiten scheint in diesem Kontext auch Tattookunst zu zählen wie folgendes Bild mit den Hastags „tattoo“ und „job“ nahelegt.

Zudem ist er auf der IB-Demo in Berlin dieses Jahr als Fotograf aufgetreten, eventuell auch in Anti-Antifakontexten.

Es bleibt abzuwarten wie gut sich die Marke etablieren kann, auch angesichts von Preisen wie 37,50€ pro T-Shirt (was mit der Herstellung in Europa gerechtfertigt wird). Er verkehrt jedoch schon jetzt in den höchsten Kreisen der „Identitären“ und ist über seine enge Zusammenarbeit mit Philip Stein auch in anderweitig ins völkisch-faschistische Netzwerk der „neuen“ Rechten eingebunden. Zumindest diese scheinen sich von ihm viel zu versprechen, wie nicht nur die große Aufmerksamkeit von IB-Kadern, sondern auch ein mehrseitiges Künsterportrait in der ersten Printausgabe des Arcadi-Magazins (gefördert durch „Ein Prozent“) zeigen.

In jedem Falle lassen sich an Franz Reißner und „Radical Esthetique“, wesentliche Merkmale des „neurechten“ Theaters ablesen, die nicht oft genug betont werden können: Ein faschistischer Charakter, Vernichtungsfantasien und ein ausgeprägter Hang zu weitläufigen Netzwerken.

Es bleibt spannend und wir wachsam!


Edit: In einer früheren Version des Textes hieß es „Frank“ statt Franz Reißner. Dies haben wir nun korrigiert. Desweiteren sei auf recherchegraz verwiesen, die die Genannten im Rahmen eines „gerafften Einblick in die personelle sowie strukturelle Entwicklung des Wirtschafts- und Propagandaapparats der IB [Österreich]“ bereits im August kurz beleuchteten.

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