Rechts liegengelassen
Am Samstag, den 06.01.2024 zog eine Demonstration von Landwirt*innen durch Marburg, an der laut OP etwa 2500 Menschen teilnahmen. Im Nachgang veröffentlichte die AfD Marburg-Biedenkopf auf ihrem Facebook-Kanal eine Bilderserie von der Demonstration und sammelte dafür von ihren AnhängerInnen über 100 Likes. Die Aussage, die über die Bilder transportiert werden soll, lässt sich hin etwa auf die Formel bringen: Wir waren ganz vorne mit dabei!
Doch das in den sozialen Netzwerken gezeichnete Selbstbild der Faschos geht wieder einmal gegen die Wirklichkeit. Von einem „Wir“ kann in weiten Teilen des Demonstrationsverlaufes keine Rede sein, Julian Schmidt musste im Gegenteil vom Gaßmann-Stadion bis zum Demoabschluss am Erwin-Piscator-Haus alleine laufen. Die durch die Bilder suggierte tatkräftige Demounterstützung durch das Pflugziehen stimmt ebenfalls nicht so ganz: Hobbylandwirt Schmidt stand einsam am Tau und keiner zog so richtig mit. Viel Zeit verbrachte er daraufhin damit, herumzutelefonieren, sodass pünktlich zum Ende der Demonstration noch Pascal Schleich auftauchte, um mit ihm ein Foto unterm Trecker zu machen.
Auch die Naziburschenschaft Rheinfranken versucht, den Protest für sich zu vereinnahmen und behauptet, dabeigewesen zu sein. Tatsächlich haben sie jedoch nur vom Straßenrand aus Fotos gemacht. Ganz so viel Arbeit will man sich mit der Unterstützung der Landwirtinnen auch nicht machen.
Um es klar zu sagen: Die lokalen Bauernproteste sind bislang durch die Mittelstandsverbände der Landwirtschaft getragen, ihre politische Vertretung ist vor allem die CDU. Die Teilnahme Rechter an diesen Protesten war lange im Voraus absehbar und es liegt in der Verantwortung der Organisator*innen, FaschistInnen von ihren Aktionen auszuschließen. Hier ein paar Tipps zur Güte:
Künkel und Bamberger könnten sich beim nächsten Pflugziehen mal nach rechtsaußen umschauen, wenn sie nicht den Eindruck vermitteln wollen, mit FaschistInnen an einem Strang zu ziehen. Die Traktorist:innen sollten nicht den Fehler machen, vor oder hinter Parolen herzufahren wie: „Wer’s Land verkauft und Bauern fängt, ist’s wert, dass er am Galgen hängt“, die leider auch an einem Trecker in Marburg zu sehen war.
FaschistInnen nach Hause zu schicken, sollte für die OrganisatorInnen eigentlich kein Problem sein.