„Auf in den Kampf!“ – Marburger AfD’ler greifen in Gießen bei der Neugründung ihrer Jugendorganisation Gegendemonstrant:innen an
Am 29.11. kam es in Gießen am Rande der Gründung der „Generation Deutschland“ zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe AfD-Anhängern und Gegendemonstrant:innen. Im Anschluss wurden mehrere Personen der AfD von der Polizei festgesetzt und Personalien kontrolliert. Ein kurzer Videoausschnitt der Auseinandersetzung erreichte eine hohe mediale Aufmerksamkeit und schnell schien klar: Die AfD’ler um den Bundestagsabgeordneten Julian Schmidt seien angegriffen worden und die Eskalation ginge von den Linken aus. In dieses Horn blies die gesamte sogenannte bürgerliche Mitte von Blaulicht Marburg und Oberhessischer Presse bis zur Zeit. Entsprechend positionierten sich die lokalen Verbände von SPD, Grünen und Freien Wählern und verurteilten den angeblichen Angriff „aufs Schärfste“.

Tatsächlich war die Situation aber eine andere, wie die taz berichtet. Auch uns liegen Berichte von Zeug:innen vor, nach denen die Gewalt von der AfD-Reisegruppe um Julian Schmidt ausging: Die sechs Personen traten sehr aggressiv auf und übten unmittelbar Gewalt gegen Gegendemonstrant:innen aus. Insbesondere das Marburger AfD-Vorstandsmitglied Nick Schmittberger ging gewaltsam gegen eine Demonstrantin vor, die nach einem Kniestoß und einem Ellenbogenschlag stürzte und ihr Fahrrad fallen ließ. Auch der Bundestagsabgeordnete Julian Schmidt übte Gewalt gegen eine junge Frau aus.

Erst als Menschen zur Hilfe eilen, setzt das selbst zugeschnittene und online verbreitete Video ein. Dennoch wird sichtbar, dass die AfD-Anhänger keine Opfer sind, sondern weiter offensiv Gewalt ausüben: Aggressiv versucht der ehemalige Bundeswehrsoldat Julian Schmidt mit seiner rechten Faust in Richtung des Kopfes eines Linken zu schlagen. Ihm misslingt dieses Vorhaben, Nick Schmidtberger verletzt mit einem harten gezielten Schlag jedoch einen Demonstranten schwer im Gesicht. Als immer mehr Gegendemonstrant:innen dazu kommen, zieht sich die AfD-Gruppe zurück, die hinzueilende Polizei bringt die Situation unter Kontrolle und setzt drei AfD’ler fest. Im Nachgang spricht Julian Schmidt von einer „Auseinandersetzung“ und dass er seine Schlagtechnik verbessern müsse. Seine Gewaltbereitschaft belegt auch eine Insta-Story, die er am frühen Morgen postete und später wieder löschte. Dort ist eine Kaffeetasse zu sehen, dazu schrieb er „Auf in den Kampf!“.
Der Ablauf dieses Vorfalls spielte sich nach einem Schema ab, die von Nazigruppen als Strategie verwendet wird. Dabei suchen Rechte gezielt Kontakt mit Linken und gehen offen in die Konfrontation. Die Situation wird gefilmt, um damit im Nachhinein rechte Hetze zu betreiben. In diesem Fall waren Julian Schmidt, Nick Schmidtberger und „Unbekannt 1“ die Angreifer, während „Unbekannt 3“ aus einiger Entfernung, das Handy auf Hüfthöhe haltend, filmte. Der Videoausschnitt wurde gezielt nur auf diese Sequenz zusammengeschnitten und zunächst von der extrem rechten Zeitung Junge Freiheit veröffentlicht.
Antifaschistische Hilfe benötigt!
Die AfD’ler kamen zu sechst als Gruppe aus Marburg gemeinsam nach Gießen, mindestens vier waren an ihrer gewaltsamen Aktion beteiligt. Um die Täter zu identifizieren bzw. um weiterführende Informationen zu ihnen zu erhalten, benötigen wir antifaschistische Mithilfe: Wer kann uns etwas zu folgenden Personen sagen?
Am Besten (anonym) über unser Kontaktformular oder via (pgp-verschlüsselter) E-Mail.

AfD-Politiker, Vorsitzender der AfD Marburg-Biedenkopf und Bundestagsabgeordneter aus Angelburg-Lixfeld. Zum Weiterlesen.

Vorstandsmitglied der AfD Marburg-Biedenkopf. Er war im Sommer 2024 bei der Lesung von Martin Sellner in Gladenbach und wurde kurz vor dem Wochenende in Marburg geoutet.




Weitere Bilder der Gruppe:


An dem Übergriff überrascht weniger die Gewaltbereitschaft der AfD – Gewalt ist essentieller Bestandteil extrem rechter Ideologie – sondern vielmehr die Naivität der sogenannten bürgerlichen Mitte. Einem von Nazis eigens gefilmten und zusammengeschnittenen Video zu glauben und deren gewünschte Erzählung zu verbreiten, ist mindestens ignorant.
Wir senden allen Betroffenen von rechter Gewalt viel Kraft!
Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!